Mit 24 begegnete mir die Feldenkrais-Methode das erste Mal. Meine damalige Freundin machte gerade die Ausbildung zur Feldenkrais Lehrerin und schenkte mir eine Einzelstunde bei ihrem Ausbildungsleiter. Zu dieser Zeit hatte ich immer wieder Probleme mit meinem linken Knie. Es war immer wieder entzündet und ich tat mir schwer, meine volle Kraft über mein linkes Bein umzusetzen. Nachdem ich ihm mein Anliegen mit den Worten „my left knee hurts“ beschrieben hatte, beschäftigte er sich ausschließlich mit meinem rechten Bein. „War mein Englisch so schlecht?“, dachte ich. Am Ende der Stunde drückte er von unten gegen meine rechte Fußsohle, also das Bein, mit dem er sich beschäftigt hatte. Dieser Druck, Impuls ging wie eine Welle bis zu meinem Kopf durch mich hindurch. Es war fantastisch. Dann gab er den Impuls in meine linke Fußsohle und der Impuls ging gerade einmal bis zu meinem linken Knie. Dort blieb die von ihm ausgeübte Kraft förmlich stecken. Seine Frage „do you feel the difference“ konnte ich nur mit einem „oh terrible“ beantworten.
Ich war fasziniert von der Erfahrung, dass die Lösung für meine Knieprobleme nicht in einem „besseren“ und irgendwie von außen geheilten Knie lagen, sondern ganz klar in einer besseren Weiterleitung der Kräfte, die von unten auf mein Knie einwirkten. Wie leicht könnte mein linkes Knie gesunden, wenn auch in meinem linken Bein die Stöße vom Boden, z.B. beim Springen, Joggen, Radfahren, so leicht durch meinen ganzen Körper gingen, wie ich es gerade auf der gesunden Seite erlebt hatte; und nicht, wie ich es gerade auf der kranken Seite gespürt hatte, alle Kräfte von meinem Kniegelenk aufgenommen werden müssten. Die Lösung steckte in mir, in einem besseren „Selbstgebrauch“. Was für eine Offenbarung. Keine Salbe, kein Guru, keine Kraftmaschinen von außen, sondern lediglich eine bessere Selbstorganisation von innen war die Lösung. Ab diesem Zeitpunkt beschäftigte ich mich intensiv mit der Feldenkrais Methode, bis ich zuletzt, als Krönung, 2020 die 4-Jährige Ausbildung zum Feldenkraislehrer begann und 2025 abschloss.
Die Feldenkrais Methode ist, wie ich finde, das beste "Werkzeug", um von innen heraus auf ganz grundsätzliche Art und Weise seine Bewegungen zu verbessern und damit Beschwerden loszuwerden. Gerade diese Selbstermächtigung finde ich so reizvoll und ansprechend. Nicht das Ausführen und Wiederholen von Bewegungsanweisungen eines Trainers, sondern das Finden der besseren Bewegung in sich selbst steht im Mittelpunkt. Für mich ist es eine Form von Freiheit auf dem Weg zu einem gesünderen Leben, denn mit immer mehr Erfahrung in der Methode von Feldenkrais wird man immer mehr sein eigener Lehrer, um seine Bewegungen schonender, effektiver und effizienter auszuführen.